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Methoden-Bootcamp: Entscheidungsfindung mit FORDEC

Das Methoden-Bootcamp ist ein neues Weiterbildungsformat bei S&N, das praxisnahe Werkzeuge für den Arbeitsalltag vermittelt. Thema der Auftaktsession war eine aus der Luft- und Raumfahrt stammende Methode zur strukturierten Entscheidungsfindung: FORDEC. Diese Methode bietet eine klare Struktur für Situationen, in denen Entscheidungen schnell, nachvollziehbar und unter Unsicherheit getroffen werden müssen. Trainerin und Moderatorin des Bootcamps ist Miriam Sasse. Für die erste Session war als externer Gast Joachim Pfeffer eingeladen, erfahrener Pilot und Trainer für Crew Resource Management (CRM). Joachim brachte wertvolle Einblicke aus seiner fliegerischen Praxis ein, ergänzt durch Beispiele aus dem agilen Arbeitsumfeld.

Methoden-Bootcamp: Entscheidungsfindung mit FORDEC

Grundlagen der Methode FORDEC

Die Methode FORDEC wurde ursprünglich in der Luftfahrt entwickelt und ist dort Bestandteil der verpflichtenden CRM-Trainings. Ziel ist es, auch in komplexen und kritischen Situationen fundierte Entscheidungen zu treffen, unter Zeitdruck Prioritäten zu setzen und sich dabei gegen kognitive Verzerrungen abzusichern.

FORDEC steht für:
F – Facts (Fakten sammeln)
O – Options (Handlungsoptionen identifizieren)
R – Risks & Benefits (Risiken und Chancen abwägen)
D – Decision (eine Entscheidung treffen)
E – Execution (die Umsetzung planen)
C – Check (Reflexion und Nachkontrolle)

Obwohl die Ursprünge im Cockpit liegen, lässt sich FORDEC hervorragend auf andere Berufsfelder übertragen – insbesondere auf Führung, agile Produktentwicklung oder Projektmanagement. Die Methode bietet:

  • Struktur für Entscheidungsprozesse
  • Reduktion von Bauchentscheidungen
  • Nachvollziehbarkeit für Stakeholder
  • Verbesserung der Teamkommunikation
  • Förderung psychologischer Sicherheit

Zitat aus dem Training:

„Wenn ich im Workshop höre: ‚Da müsste mal jemand entscheiden‘, dann springt bei mir innerlich FORDEC an.“

Die sechs FORDEC-Schritte im Detail

Facts – Die Situation objektiv erfassen

Faktenanalyse ohne Bewertung. Unterschied zwischen Beobachtung und Interpretation bewusst machen. Werkzeuge wie Checklisten, Fehlerprotokolle, Feedback-Daten, Interviews, Beobachtungsberichte oder Anforderungsworkshops sind hier gute Unterstützer.

Options – Möglichst viele Handlungsalternativen sammeln

Kreativität zulassen, keine Bewertung in dieser Phase: Hier ist eine Vielfalt an Ideen erwünscht. Gerade Design Thinking bietet mit Brainstorming Techniken, Methoden wie 6-3-5 Methode oder Morphologischer Kasten einige Hilfsmittel. Auch können Optionen mittels Google-Befragung oder KI-Unterstützung gesammelt werden.

Risks & Benefits – Abwägen von Risiken und Chancen

Systematische Analyse der Vor- und Nachteile jeder Option. Nutzung von Tools wie SWOT, Risikomatrix, Pro-Contra-Liste, Nutzwertanalyse etc.

Decision – Die Entscheidung festhalten

Klare, schriftliche Festlegung der Entscheidung und Missverständnisse vermeiden. Hier helfen das Decision Canvas, Entscheidungsprotokolle, Dot-Voting, und viele mehr. Wir sprachen auch darüber, wie Entscheidungen im Konsens, Konsent, im Einzelentscheid oder Mehrheitsentscheid getroffen werden können.

Execution – Umsetzung planen und Verantwortlichkeiten klären

Konkretisierung der Schritte, Zuweisung von Aufgaben, Nachverfolgung einplanen. Unterstützen können hier Protokolle, To-Do-Listen, Task-Boards und das 4-Augen-Prinzip.

Check – Überprüfung und Feedbackschleife

Retrospektive, Lessons Learned, kontinuierliche Verbesserung durch erneutes Durchlaufen von FORDEC.

Beispiele aus Luftfahrt und Arbeitsalltag

Joachim Pfeffer schilderte eindrucksvoll reale Flugbeispiele, in denen FORDEC explizit oder implizit angewendet wurde. Zentral war das Thema Autoritätsgradient – also wie Hierarchie Entscheidungsfindung beeinflusst – und die Rolle psychologischer Sicherheit. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung eines geschützten Rahmens, in dem auch kritische oder unpopuläre Meinungen geäußert werden können.

Die Methode FORDEC wurde auf verschiedene Kontexte im Arbeitsalltag übertragen, z. B. bei Teamentscheidungen, im Projektmanagement und bei Management-Reports. Teilnehmende berichteten von Anwendungen, in denen FORDEC als Vorlage für Entscheidungsvorlagen oder in Workshops genutzt wurde.

Übungen und Austausch im Training

Die Teilnehmenden arbeiteten in Kleingruppen und erprobten FORDEC an eigenen Entscheidungsbeispielen. Dabei wurde Wert auf Timeboxing und das Durchlaufen aller Schritte gelegt. In der Reflexion wurde deutlich, wie hilfreich die Struktur ist, um unbewusste Vorannahmen zu erkennen, Optionen zu kombinieren oder Risiken gezielter zu formulieren.

Ein inspirierendes Beispiel wurde aus dem Hotel Schindlerhof in Nürnberg berichtet: Dort wird jährlich ein ‚GAU-Workshop‘ durchgeführt, in dem Mitarbeitende mögliche Katastrophenszenarien beschreiben und präventiv Lösungsideen erarbeiten. Dies zeigt: FORDEC kann auch für Worst-Case-Vorbereitung und mentale Resilienz genutzt werden.

Das Training zeigte eindrucksvoll, wie Methoden aus sicherheitskritischen Branchen wie der Luftfahrt auch im Unternehmensalltag hilfreich sein können. FORDEC bietet nicht nur eine klare Struktur, sondern fördert auch Offenheit, Transparenz und Qualität in Entscheidungsprozessen.

Ein starkes Werkzeug für den methodischen Werkzeugkoffer – mit hohem Potenzial für Führung, Teamarbeit und agile Projekte.

Ansprechpartner: Dr. Miriam Sasse

Das S&N Invent Marketing-Team

Ihre Ansprechpartner für alle Fragen rund um unsere Themen und Veröffentlichungen

Barbara Buthmann

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Marketing

Nicole Heyne

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